
Die Herdecker Herzschule
Ansprechpartner: Dr. med. J. Gruber und Team
Ausganglage:
Die moderne Medizin hat insbesondere in der Akutbehandlung der KHK, aber auch bei verschiedenen Herzrhythmusstörungen, bei der schweren Herzinsuffizienz und bei symptomatischen Klappenvitien grosse Fortschritte erzielt und entsprechend im Sinne einer erfolgreichen «Feuerwehr» viel Gutes geleistet. Die auf die akute Phase folgende weitere Behandlung gestaltet sich jedoch im Sinne einer «Gärtnermedizin» viel schwieriger, wenn es darum geht, nach akuter Korrektur von Organpathologien nachhaltige Gesundheit zu fördern.
Hier gilt es, neben der herkömmlichen Medizin Lebensstilveränderungen zu ermöglichen, um ein Fortschreiten der Erkrankung zu verhindern und die Lebensqualität zu verbessern. Auf dem Weg mit ihrer Erkrankung entstehen für betroffene Patientinnen und Patienten Fragen nach weiteren Unterstützungsmöglichkeiten der Gesundungskräfte, nach seelischen Einflüssen auf Krankheit und Gesundheit und nach dem Sinn einer Erkrankung als biographisches Ereignis. Die tiefere Bedeutung der Heilung liegt nicht in der Unterdrückung von Krankheitssymptomen, sondern in ihrer Verwandlung.
Das Konzept der Herzschulen fördert den inneren Ausgleich durch eine Stärkung der Patientenautonomie. Selbstbestimmung im Umgang mit der Erkrankung wird wieder erlebbar und führt zu individueller Lebensperspektive. Die Bereitschaft zur Wandlung der Persönlichkeit wächst.
Projekt-Ziel:
Herzschule ist eine interdisziplinäre ärztlich-therapeutische Initiative für Menschen mit Herz-/Kreislauf und Stresserkrankungen. Wir wenden uns an Betroffene unter Einbeziehung ihrer Lebenspartner und Lebenspartnerinnen. Grundlage unserer Arbeit ist ein ganzheitliches Menschenbild aus Körper, Seele und Geist. In diesem Sinne verstehen wir das Herz als Bewegungs-, Rhythmus und Beziehungs- sowie als Wahrnehmungsorgan.
Die Herzschule begreift den Prozess von Gesundheit und Krankheit im Kontext der Lebensgeschichte eines sich entwickelnden Menschen. Im Zusammenklang von Bewegungsangeboten, künstlerischen Therapien, Ernährungsschulung sowie ärztlicher und seelischer Begleitung wird eine Lebensstilveränderung angeregt und unterstützt.
Unser Ziel ist es, die Selbstheilungskräfte durch schöpferische Eigenaktivität, Achtsamkeit und Lebensfreude zu fördern. Die soziale Gemeinschaft öffnet einen Erfahrungs- und Entwicklungsraum zur individuellen und selbstverantwortlichen, herzgesundenden Lebensgestaltung. Aus diesem Verständnis heraus stehen die Teams der Herzschulen miteinander in Verbindung, unterstützen sich gegenseitig und stimmen sich in den Grundlinien der Arbeit ab.
Projekt-Umsetzung:
Das Konzept der Herzschulen fördert den inneren Ausgleich durch eine Stärkung der Patientenautonomie. Selbstbestimmung im Umgang mit der Erkrankung wird wieder erlebbar und führt zu individueller Lebensperspektive. Die Bereitschaft zur Wandlung der Persönlichkeit wächst. Die kontinuierliche Gruppenarbeit von Herzpatienten und Therapeuten erstreckt sich in der Herdecker Herzschule über einen Zeitraum von einem Jahr; dies ermöglicht, dass das Konzept von innen heraus lebt und mitgestaltet wird. Eigenaktivität, Achtsamkeit und Öffnungsfähigkeit zu wesentlichen gesundheitsbezogenen Inhalten werden vornehmlich gefördert.
Betreut werden die Herzschüler von einem multiprofessionellen Team, das jeden Bereich kompetent abdecken kann. Als wesentliche Elemente sind hierbei eine gesunde Ernährung, «beseelte» Bewegung, kreative Lebensfreude, sowie eine sinnerfüllte Eigengestaltung des weiteren Lebens zu nennen. Auf diese Weise sollen die physische, seelische und geistige Dimension des Patienten angesprochen und in ihrem lebendigen und Gesundheit erhaltenden Zusammenklang gefördert werden.
Evaluation des Projekts, Begleitforschung:
Der Erfolg des Programms liegt in der vertrauens- und respektvollen Zusammenarbeit von ebenfalls betroffenen Menschen und deren Angehörigen, von Therapeuten und von Ärzten.
Vor, nach und während der letzten beiden Jahrestreffen der Herzschulen wurde thematisch, inhaltlich und planerisch eine gemeinsame „Curriculumsentwicklung“ der Herzschulen erarbeitet. Dank Frau Bettina Berger konnte eine konkrete Arbeit begonnen werden um solch eine komplexe Tätigkeit nun auch wissenschaftlich „unter die Lupe zu nehmen“.